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  Wurmkunde
 



Würmer gab es 200 Millionen Jahre vor den Menschen

Erdwürmer begannen vermutlich vor über 200 Millionen Jahren zu existieren. Ihre Hauptentwicklung dürfte aber mit der Kreidezeit und der Entwicklung der Blütenpflanzen zusammenfallen. Weltweit soll es mindestens 220 Regenwurmarten geben; davon kommen etwa 39 in Europa vor.

Der Tauwurm (Lumbricius terrestris)

Dies ist auch der größte Regenwurm in der Schweiz und wird auch Aalwurm genannt. Er kann bis zu 30cm lang werden. Er gräbt vertikale, bis über 3m tiefe Röhren, die in Ausnahmefällen bis zu 6 m tief gehen können. Er ist da auch der einzige Wurm welcher bis an die Erdoberfläche kommt. Er tut dies nachts oder früh am Morgen, bei Tau. Dort deponiert er die bekannten Häufchen an den diversen Ausgängen seiner Wohnröhre, oder er paart sich, oder er zieht Laub und anderes Zeug in seinen Gang hinunter. Diese Röhren, welche alle mit Losung (Wurmkot) tapeziert sind, werden auch von tiefgehenden Wurzeln gerne benutzt. Die Gänge haben zudem die wichtige Aufgabe, den Wasser- und Gashaushalt in der Humusschicht zu regulieren.

 

Der Gemeine Regenwurm (Allolobophora caliginosa)

Dieser wird auch Grauwurm, Wiesenwurm oder Feldwurm genannt und ist etwas schlanker und gräulicher als der Tauwurm. Er bewegt sich vorwiegend im Wurzelbereich. Er kommt nie freiwillig an die Erdoberfläche. Ab und zu bohrt er sich bis zu 3 m tief in den Boden. Bis zu 1 m Tiefe pflügt er den Boden regelrecht um und ist daher von außergewöhnlich großem Nutzen für die Garten- und Landwirtschaft.

Seine Röhrengänge, zusammen mit denen der Tauwürmer, können eine Länge von über 1000 m pro Kubikmeter ausmachen. Das Volumen dieser Gänge kann bis zu einem Prozent des Erdvolumens betragen. Bei Regen wirken diese, vorwiegend horizontal angelegten Gänge, wie ein Schwamm. Wie beim Tauwurm sind sie mit den so wichtigen Ton-Humus-Komplexen der Wurmlosung tapeziert. Sie bilden einen hervorragenden Nährstoffspeicher, welcher vor Auswaschung geschützt ist.

 

Der Kompostwurm (Eisenia foetida)

Für diesen, wie auch den Rotwurm, haben geschäftstüchtige Wurmzüchter viele Phantasienamen erfunden. Zum Beispiel Mistwurm, Tennessee Wiggler, Roter Kalifornier oder Zebrawurm, um nur einige zu nennen. Er wir bis 10-12 Zentimeter lang und hat auffallende gelbe Ringe. Er kann nur überlegen wenn er ausreichend Nachschub an organischem Material hat.

Dieses findet er in einem abgekühlten Kompost- oder Misthaufen oder unter einer dicken Mulchschicht. Im Gegensatz zu den anderen Würmern, welche bei einer Temperatur von ca. 10 Grad Celsius am aktivsten sind, bevorzugen diese eine  Temperatur zwischen 15 und 25 Grad Celsius. Zurzeit scheint in Europa der Kompostwurm der bevorzugte Zuchtwurm zu sein, weil er sich sehr schnell vermehrt.

Der Rotwurm (Lumbricius rubellus rubellus)

Dieser wird nur etwa 12 cm lang und gehört, wie der Kompostwurm, zu den Arten welche sich in den obersten Erdschichten und unter Kompost und Misthaufen am wohlsten fühlen. Er ist der bevorzugte Zuchtwurm in den USA. Er vermehrt sich ebenfalls sehr schnell und kann zusätzlich als Fischköder verwendet werden. Die Rotwürmer wie auch die Kompostwürmer sind in Gebieten mit Winterfrost nur beschränkt einsetzbar. Da sie nur bis zu einer Tiefe con ca. 20 cm aktiv sind, muss in diesen Gebieten der Boden eine dicke Mulchschicht aufweisen, damit nicht der Grossteil der Würmer erfriert.

 

Andere Regenwurmarten

In Mineralböden gibt es in Europa auch den sogenannten Schleimwurm (Allolobophora rosea). Im morschen Holz des Waldes lebt der Stubbenwurm (Dendrobaena octaedra) und im Acker werden wir gelegentlich auf den Bläulichen Regenwurm (Octolasion cyaneum) stossen. Dieser wiederum sieht fast gleich aus wie der im Garten vorkommende Gartenwurm (Allolobophora chlorotica). (Siehe die 4 Fotos ganz unten). Je ärmer der Boden an organischem Material ist, desto länger brauchen die Würmer für ihre Entwicklung und um so größer werden sie. In Australien gibt es Regenwürmer, die über drei Meter lang und in einigen Fällen bis 8 cm dick werden.

 

Ein Herz, aber keine Augen und Zähne

Regenwürmer bestehen aus 60 bis 200 gleichen Segmenten. Nur der Kopfabschnitt unterscheidet sich. Sein Blut ist rot, und er atmet über die ganze Hautfläche den im Wasser gelösten Sauerstoff ein. An der Luft erstickt er schnell, und auch in der Sonne überlebt er nur kurz. Wird ein Regenwurm halbiert, so überlebt nur sein Vorderteil, und dieser nur, wenn er lang genug ist.

Er bewegt sich mittels Muskelspannung und mit Hilfe der 4 Borstenpaare, die jedes Segment hat. Der Regenwurm besitzt statt Augen über 100 Lichtzellen, welche auf den vorderen und hinteren Segmenten verteilt sind. Spezielle Sinnesorgane für chemische Reize machen ihn zum regelrechten Feinschmecker. Er ernährt sich vorwiegend aus pflanzlicher Substanz, welche feucht und von Mikroben angedaut oder von einem pflanzenfressenden Tier verdaut sein muss.

Er saugt seine Nahrung ein, da er keine Zähne besitzt. Regenwürmer können also lebenden Pflanzen und Wurzeln nichts anhaben. In ihren Vormägen wird das Futter mit Kalzittröpfchen benetzt und geht dann in den Muskelmagen, wo es mit kleinsten Steinchen vermischt wird. So entstehen die so wichtigen Ton-Humus-Komplexe. Dann geht alles in den Darm. Dort werden wie beim Menschen die Nährstoffe durch die Darmwand aufgenommen und der Rest als Losung hinten ausgeschieden.

 

Bevölkerungsexplosion im Zeitraffer

Regenwürmer sind Zwitter. Bei der Paarung legen sich zwei Würmer in entgegengesetzter Richtung aneinander. Ein Schleim hält sie zusammen, bis die Eier ausgetauscht sind. Diese werden bei günstigen Umweltbedingungen befruchtet und in einem Schleimring vom Körper abgestoßen.

Sobald dieser über den Körper vorne abgestreift wird, schließt er sich um die Eier und bildet einen sogenannten Kokon. Je nach Bodenbeschaffung, Temperatur, Wurmart und Jahreszeit variieren die Brutzeit, die Anzahl Kokons sowie die Anzahl Eier pro Kokon. Es kann pro Wurm mit einer jährlichen von 20 bis 500 Würmern gerechnet werden. Rein rechnerisch liegen diese Zahlen noch wesentlich höher.

Regenwürmer leisten unglaubliches

Würde man dem Regenwurm nicht ständig den Lebensraum mit Spaten, Pflügen, Chemikalien und unverrotteter Gülle zerstören, könnte man kostenlos in den Genuss fast unglaublicher Mengen von Nähr- und Düngstoffen kommen. Durchschnittlich wiegt ein Wurm ein Gramm.

Je nach Bodenbeschaffenheit und Kultur beherbergt 1 Quadratmeter Erde 10 bis 400 Regenwürmer. Wiederum je nach Art und Boden produziert jeder dieser Würmer sein halbes bis ganzes Körpergewicht an Wurmlosung pro Tag. Franz Häni, Leiter des Landwirtschaftlichen Technikums in Zollikofen zählte auf einer Test-Hektare nach dreijähriger konstanter Bepflanzung über 300 Regenwürmer pro Quadratmeter.

Diese Würmer mit einem totalen Eigengewicht von über 3 Tonnen produzieren in einem Jahr sage und schreibe 500 bis 1000 Tonnen Wurmlosung. Das ist der beste Humus, den es überhaupt gibt. Auf ihm wächst alles. Es ist der ideale Nährstoff für alle Pflanzen. Forschungen in den USA, Australien, Deutschland, Russland und an der ETH in Zürich zeigen, dass Regenwurmkot fünfmal reicher an für Pflanzen verfügbarem Stickstoff, siebenmal reicher an Kali, zweieinhalb mal reicher an austauschbarem Magnesium, anderthalbmal reicher an Kalzium und fünfmal reicher an Mikroben als die ihn umgebende Erde ist.

 

Über 220 kg Stickstoff pro Hektare gratis

Nur 1g Wurmlosung enthält um die 50 Millionen Bakterien. Diese wiederum erhöhen den CO²-Ausstoss, welcher seinerseits unerlässlich ist, um eine fruchtbare Gare bilden zu können. Eine gut gepflegte Regenwurmpopulation pflügt in 10 Jahren die ganze Oberschicht des Bodens um. Allein die jährliche Stickstoffproduktion aus 10 mg Nitrat je abgestorbenen Wurm und durch die Kotausscheidung beträgt über 220 kg pro Hektare.

 

Würmer tapezieren ihre Wohnungen

Mit ihren stabilen und nährstoffreichen Ausscheidungen tapezieren die Regenwürmer ihre Wohnröhren. Und ob sie stabil sind. Im Gebiet zwischen Göttingen und Kassel wurden Röhren entdeckt, die aus einer Wärmeperiode der letzten Eiszeit stammen. Die Pflanzenwurzeln lieben diese Röhren.

Auch die stärksten Regengüsse können ihnen nichts anhaben. Ein Boden der mit solchen Röhren durchlöchert ist, kann bis zu dreieinhalb mal mehr Wasser absorbieren, als ein konventionell bearbeiteter Boden. Mit der enormen Kraft der Würmer - sie können 50 bis 60 mal ihr eigenes Gewicht stemmen - bohren sie sich ununterbrochen durch das Erdreich. Damit sich der Wurm nicht verletzt, scheidet er ständig Schleim ab. Die Hälfte des von ihm produzierten Stickstoffes besteht aus Schleim und Eiweiß. Die andere Hälfte wird als Harn und Ammoniak ausgeschieden.

 

Der Teufelskreis unserer Ignoranz

über 3 Milliarden Organismen leben in 1 Kubikzentimeter guter Erde. Es dauert Monate, bis sich diese in denen für sie geeigneten Erdschichten organisiert haben. Viele Organismen brauchen Sauerstoff und Licht; für andere hingegen sind gerade diese tödlich.

Einige vermehren sich alle 20 Minuten, andere weniger schnell. Viele der wichtigsten Mikroorganismen können nur in Wurzelnähe überleben. Genau hier beginnt schon der Teufelskreis unserer Ignoranz, denn durch umgraben, Pflügen und Hacken wird alles auf den Kopf gestellt. Ein großer Teil der Organismen und Bodenlebewesen stirbt ab. Am schlimmsten ist eine solche Tortur im späten Herbst, weil zu allem Unglück noch die Kälte kommt, vor welcher ein großer Teil der Lebewesen nicht mehr in die Tiefe retten kann.

Das so untergepflügte Material muss nun verfaulen. Fäulnis ist aber die Ursache allen Übels. Durch sie entstehen Schadstoffe, Krankheitserreger und Nährstoffmangel. Im folgenden Jahr muss also vermehrt gedüngt und gegen Krankheiten und Schädlinge gespritzt werden. Dadurch gehen noch mehr Mikroorganismen zugrunde. Der Boden ist nicht mehr in der Lage gesunde Nahrungsmittel zu produzieren. Da der Boden nicht mehr saugfähig ist, erleben wir jeden Frühling größere Überschwemmungen und die Erde und Nährstoffe werden weggewaschen.

 

Wo leben die Würmer am liebsten

Außer in der Wüste und im ewigen Eis leben die Würmer fast überall, egal wie der Boden beschaffen ist. Zusammen mit den Insektenlarven, Ameisen, Spinnen, Hundertfüßlern, Läusen, Springschwänzen, Milben, Tausendfüsslern, Käfern, Bakterien, Pilzen, Algen und auch größeren Tieren wie Schnecken, Kröten und Vögeln, bilden die Regenwürmer ein kompliziertes Netz gegenseitiger Beziehungen und Wirkungen.

Um eine hohe Wurmzahl pro Quadratmeter Boden zu erhalten, sollte dieser nie oder nur sehr kurz brach liegen. Er sollte nur bei bedecktem Himmel bearbeitet werden und keine extremen pH-Werte aufweisen. Nässe und Trockenheit soll mit Mulchen entgegengewirkt werden. Das wichtigste vor allem ist jedoch, dass immer genügend organisches Material vorhanden ist. Bei genügend Futter vermehren sich die Würmer auch in schlechten Böden und verbessern diesen ebenso schnell.

Sie bevorzugen stickstoffreiche Abfälle, welche gut durchrottet und feucht sind. Der Boden sollte möglichst wenig, und wenn, dann nur mit leichten Maschinen bearbeitet werden. Eine Ertragssteigerung wird der Lohn für diese Mühen sein. Als Beweis diene folgender wissenschaftlicher Versuch aus Holland: Bei neu eingedeichten Gebieten wurde eines mit 500 Regenwürmern der Art Allolobophora calignosa pro Quadratmeter geimpft. Hier das Resultat: Beim Weizen erzielte man den doppelten Ertrag, bei Heu den vierfachen und bei Klee sogar den zehnfachen.

 

Regenwürmer lassen sich züchten

Da man die verschiedenen Regenwurmarten nicht kreuzen kann, müsste man eigentlich vermehren sagen. In den USA wird, wie erwähnt, mit Vorliebe der Rotwurm vermehrt, während es in Australien ganz andere Arten sind. In Deutschland, Österreich und der Schweiz scheint der Kompostwurm der bevorzugte zu sein.

Verwendungsmöglichkeiten

Außer den erwähnten Möglichkeiten kann Wurmhumus als Kopfdünger für sämtliche Pflanzen benutzt werden. Wenn man etwa 10% zur Setzlings-Erde mischt soll das Wunder wirken. überschüssige Würmer finden in Gartenbeeten, in Komposthaufen und als Start für eine neue Zucht Verwendung. Auch sind sie begehrte Angelköder und Futter für eine Forellen- oder Hühnerzucht. Wenn man Wurmhumus in die Saatrillen streut, werden die Pflanzen viel wiederstandsfähiger.

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